Die Mehrheit der Deutschen wird erklären, dass
es eines jeden Menschen Recht sei, seine sexuellen Vorlieben selbst
zu bestimmen. Es möge sich aber doch bitte jeder Vertreter dieser
Mehrheit einmal kritisch prüfen. Wann vertritt er die Ansicht der
freien, sexuellen Selbstbestimmung: Wenn es um Männerliebe im
Allgemeinen geht? Bleibt er dabei, wenn sich ein schwules Pärchen als
potenzieller Mieter vorstellt oder in der Öffentlichkeit küsst? Denkt
er nach wie vor so, wenn in der Nachbarschaft zwei Männer einziehen,
die gemeinsam ein Kind aufziehen?
Die Selbstverständlichkeit der sexuellen Selbstbestimmung stößt im
Detail an Grenzen. Schlimm wäre es, wenn sich diese Grenzen nicht
bewegen würden. Das tun sie aber. Man kann nun trefflich darüber
streiten, ob das Tempo dabei stimmt und wie viel insgesamt noch zu
tun sei. Daran, dass sich für Homosexuelle in den letzten Jahrzehnten
vieles zum Besseren gewendet hat, besteht jedoch kein Zweifel. Und
eines ist klar: wer erst einmal die Rechte der Schwulen verbessert,
der sorgt damit auch für eine Verschiebung der Grenzen im Denken der
Menschen. Ganz einfach schon deswegen, weil mehr Schwule von ihren
Rechten Gebrauch machen und so ein Stück weit neue Normalität
entsteht.
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