Der Vorsitzende des Deutschen 
Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, macht Politik und 
Wirtschaft für die zunehmende Aggressivität der Gesellschaft im 
öffentlichen Raum mitverantwortlich. Die Ursachen der alltäglichen 
Grenzüberschreitungen seien vielschichtig. „Dass der Staat über 
Jahrzehnte in vielen Bereichen öffentliche Güter schlicht zu Tode 
gespart hat, trägt viel dazu bei“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“
und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Montagausgabe).
   Auch in der Politikersprache zeigt sich eine wachsende Verrohung. 
Die Äußerung von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Migration 
sei die „Mutter aller politischen Probleme“, habe ihm „wieder einmal 
bewusst gemacht, wie gedankenlos und leichtfertig einige politische 
Persönlichkeiten mit Sprache umgehen und damit letztendlich 
Ressentiments fördern“, kritisierte der DGB-Vorsitzende. „Das kann 
auch in aggressives Verhalten oder gar Gewalt münden.“
   Ähnlich sei in der Wirtschaft „etwas aus den Fugen geraten“. 
Infolge des Dieselskandals sollten die Bürger für Fehler anderer 
geradestehen, Banken würden mit unvorstellbaren Milliardensummen 
gerettet, und Unternehmensvorstände hätten Rentenansprüche von 3000 
Euro  am Tag. „Solche Meldungen tragen zur Verunsicherung und zum 
Auseinanderdriften der Gesellschaft bei“, sagte Hoffmann. „Es gibt so
etwas wie ein Ohnmachtsgefühl und Kontrollverlust.“
   Am vorigen Freitag hatte der Gewerkschaftsbund gemeinsam mit 
Arbeitgebern, Religionsgemeinschaften, dem  Sportbund und anderen 
Verbänden die Mitmach-Initiative „Deutschland #vereint“ gestartet. Es
gebe ein hohes Maß an zivilgesellschaftlichem Engagement für Courage,
gegen Gewalt und Hass. „Dass die Mehrheit der Bevölkerung da täglich 
einen hohen Einsatz zeigt, geht mir zu sehr unter“, sagte Hoffmann. 
„Diesen Menschen wollen wir mit unserer Initiative eine Bühne 
bieten.“
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