Es schien eine Zeit lang, als sei Lateinamerika
auf einem guten Weg. Die rechten Militärdiktaturen waren überwunden,
die politische Vielfalt veränderte Neue Welt. Heute im Jahr 2018 ist
davon nicht mehr viel übrig geblieben: In Kuba wartet die Opposition
trotz Tauwetters mit den USA darauf, dass ihr wenigstens
demokratische Grundrechte zugesprochen werden. In Nicaragua ließ der
sandinistische Präsident Daniel Ortega die Proteste vor ein paar
Wochen blutig niederschlagen. In Honduras gewann der rechte Präsident
Orlando Hernandez auf fragwürdige Weise eine Wahl, und in Bolivien
will Präsident Morales das Nein seines Wahlvolks bei einer
Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung nicht respektieren und
trotzdem kandidieren. Fast schon vergessen ist die umstrittene
Amtsenthebung von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff. Und dann ist
da noch der gewaltige Korruptionsskandal um den brasilianischen
Baukonzern Odebrecht, der linke wie rechte Politiker quer über den
Kontinent kaufte. Was bleibt, ist die vielleicht bitterste Erkenntnis
des Wochenendes: Es gibt nach der Wahlfarce rund um den skrupellosen
Präsidenten Venezuelas, Nicolas Maduro, keine moralische Autorität,
keine Institution, die all dem Einhalt gebieten könnte. Die UN fragt
schon gar niemand mehr.
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