Südwest Presse: Keine Krokodilstränen

KOMMENTAR · FRAUENQUOTE

Keine Krokodilstränen Auch wenn die Arbeitgeberverbände jetzt auf
die Tränendrüse drücken: Die Frauenquote, die die Koalition nun
beschlossen hat, ist kein großer Wurf. Aber sie ist notwendig. Wie
notwendig, haben CDU und CSU in den vergangenen Wochen noch einmal
eindrucksvoll bewiesen. Während die CSU meinte, die Wirtschaft vor
der Belastung durch zu viele Frauen bewahren zu müssen, bezeichnete
Unionsfraktionschef Volker Kauder die Familienministerin mal eben als
„weinerlich“ – der klassische Tiefschlag eines Mannes, dem die
Argumente ausgehen. Nun kommt die Quote und zusätzlich eine
Selbstverpflichtung für einige tausend Unternehmen, den Anteil von
Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Beides ist immerhin ein
Anfang. Denn ohne Quote, das haben die vergangenen 30 Jahre gezeigt,
bewegt sich in den Leitungsgremien zu wenig. Und so lange Frauen in
Spitzenpositionen nicht die Regel sind, finden angestaubte Vorurteile
(„weinerlich“) immer noch Anhänger. Der vielleicht beste Effekt des
Quotenbeschlusses ist, dass wir nun aufhören können, Energie auf das
Für und Wider der Quote zu verschwenden, und uns den wirklich
wichtigen Punkten zuwenden. Einer davon betrifft die Führungskultur
in Unternehmen und Behörden – Stichwort Teilzeit in
Führungspositionen und eine höhere Wertschätzung für unorthodoxe
Biografien. Und das Beste: Davon könnten auch Männer profitieren.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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