Menschen, deren Wurzeln in mehreren Ländern liegen,
können diese Identitäten nicht einfach abstreifen. Der
verwaltungstechnische Akt, ihnen die Entscheidung für eine einzige
Nationalität abzuverlangen, löst den Zwiespalt nicht, der entstehen
kann, wenn ihre“ Länder in unterschiedliche Richtungen driften. Da
hilft nur der mühsame, langwierige Weg der Integration: Deutschland
muss für seine Kultur und seine Gesellschaftsform einer offenen
Demokratie werben. Dazu gehört auch, dass es sich von allen abgrenzt,
die das mit Füßen treten. Extremisten, die einen zweiten Pass haben,
kann und sollte die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden. Das
trifft dann aber nur Einzelfälle und nicht eine ganze Gruppe von
Menschen.# Moskau lernt dieser Tage den Nahen Osten wirklich kennen.
Innerhalb von einer Woche ist die Evakuierungspleite von Aleppo der
dritte Gesichtsverlust der Russen im syrischen Bürgerkriegssumpf.
Erst kündigte vergangenen Freitag Außenminister Sergej Lawrow mit
großer Geste eine humanitäre Pause an, die die syrische Armee und
ihre schiitisch-iranischen Hilfstruppen einfach ignorierten. Dann
fiel der IS wieder in Palmyra ein, dessen Rückeroberung sieben Monate
zuvor Präsident Wladimir Putin persönlich noch als einen Sieg der
Kultur über die Barbarei inszeniert hatte. Und nun der Auftritt des
russischen UN-¬Botschafters vor dem Weltsicherheitsrat, der die
Evakuierung von Zivilisten und Kämpfern aus Ost-Aleppo ankündigte.
Stattdessen setzten syrische Artillerie und Luftwaffe ihr
Höllen-Bombardement fort. Der Kreml steht unter wachsendem Druck,
weil die ganze Welt angewidert die Abschlachterei in Aleppo verfolgt.
Baschar al-Assad dagegen ist die Weltmeinung egal. Er weiß, dass
Putin ihn immer weniger zu Konzessionen zwingen kann – je mehr sich
mit Moskaus Hilfe das militärische Kräftefeld zu seinen Gunsten
verschiebt.
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