Es geht um mehr als das Essen
Wieder mal ein Hilferuf hinein in ein Land, das vor ökonomischer
Kraft strotzt, weswegen seine Wirtschaftskapitäne in vielen Branchen
Vollbeschäftigung vermelden. Wie kann es angesichts dieser
ökonomische Lage sein, dass außer Sozialverbänden nun vor dem
Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen auch die große
Ehrenamtsbewegung der deutschen Tafeln eine wachsende Armut beklagt
und die sozialen Unterschiede alarmierend nennt? Simple Antwort: Weil
es an durchgreifend neuen Ansätzen und nachhaltigen Reformen im
Sozialstaat mangelt. In der großen Koalition, die Sozial-Deutschland
umkrempeln könnte, bedient jede Couleur lieber ihre Klientel. Die
Länder erklären sich für unzuständig. In den Kommunen, wo die Armut
wirkt, setzt man auf bürgerschaftliche Hilfen oder Stiftungen als
Ersatz für staatliche Leistungen. Armut hat etwas mit Einkommen und
täglichem Essen zu tun. Der Umstand, das niemand mehr verhungern
muss, zeigt aber, dass Armut mehr ist als eine Frage von Kapital.
Erst zusammen mit Arbeit und Bildung ergibt sich der Dreiklang, der
Wohlstand ausmacht. Zu Disharmonien führt vielerlei: das
Süd-Nord-Gefälle, regionale Unterschiede in der Lebenshaltung,
mangelhafte Aufmerksamkeit, die armutsbedrohten Gruppen wie
Alleinerziehenden oder verwahrlosten Jugendlichen zuteil wird.
Antworten? Keine. Der Mensch verarmt. Die Sozialpolitik auch.
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