Signal der Verzweiflung
Bahn-Chef Rüdiger Grube greift jetzt selbst in den Tarifstreit mit
der Lokführergewerkschaft GDL ein. Fast ein Jahr lang hatte er nach
außen das Feld Personalvorstand Ulrich Weber überlassen. Sein Einsatz
klingt so, als könne nur noch die Autorität des obersten
Konzernlenkers den gordischen Knoten lösen. Das ist riskant. Denn
schnellen Erfolg scheint er damit nicht zu haben. Grubes Vorschlag,
den brandenburgischen Ex-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck als
Vermittler einzuschalten, klingt weniger nach Befreiungsschlag als
nach Verzweiflung. In der Öffentlichkeit wird der Stand der
Verhandlungen von Bahn und von GDL-Chef Claus Weselsky ständig völlig
unterschiedlich dargestellt. Mehrfach haben beide Seiten so getan,
als stünde der Durchbruch unmittelbar bevor. Kurz darauf wurde alles
wieder in Frage gestellt. Für den Außenstehenden ist längst nicht
mehr zu beurteilen, wer da mit gezinkten Karten spielt. Daher wäre
sogar ein Vermittler segensreich, der lediglich beobachtet, selbst
wenn er nicht aktiv eingreift. Schon der verächtliche Ton, mit dem
Weselsky auf den Vorschlag reagierte, zeigt allerdings: Er will
keinen Kompromiss, sondern die Unterwerfung der Bahn. Damit ignoriert
er sämtliche Spielregeln üblicher Tarifverhandlungen. Wer so
gnadenlos vorgeht, wird bald jedes Verständnis bei den Bürgern
verlieren, die unter den Folgen des Steiks immer mehr leiden.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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