Südwest Presse: KOMMENTAR · BILDUNGSPAKET

Gut gemeint

Auch wenn die DGB-Analyse zum Bildungspaket Datenlöcher aufweist
und nur eingeschränkt als Bewertungsgrundlage taugt: Dass das
Bildungspaket für Hartz-IV-Kinder an der Praxis zu scheitern droht,
überrascht nicht. Vielmehr bestätigt die Untersuchung frühe
Befürchtungen, dass die Sachleistungen im bürokratischen Kuddelmuddel
zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Trägern untergehen. Es wäre
wünschenswert, dass auch die Bundesregierung einsieht: Gut gemeint
heißt nicht unbedingt gut gemacht. Von Anlaufschwierigkeiten
jedenfalls kann ein Jahr nach dem Start keine Rede mehr sein. Längst
wurden Bedürftige informiert und Fristen verlängert. Trotzdem hat
sich die Antragsquote offenkundig nicht signifikant erhöht. Am
häufigsten bewilligt wird noch die Schulbedarfspauschale. Sie gehört
allerdings zu den wenigen Leistungen, die weiter in Euro fließen und
nicht einzeln beantragt werden müssen. Das allein sagt schon viel
aus. Dass alle Mittel abgerufen werden, ist utopisch. Nicht überall
steht jedes zuschussfähige Angebot zur Verfügung. Aber eine
Abrufquote von 20 Prozent? Und das bei einem Verwaltungsaufwand, der
mehr Mittel verschlingt als letztlich bewilligt werden? Die Kanzlerin
wird wissen, warum sie jüngst angekündigt hat, nach zwei Jahren die
Wirksamkeit des Bildungspakets zu überprüfen. Um Handlungsbedarf zu
erkennen, muss allerdings kein zweites Jahr verstreichen.

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Lothar Tolks
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