Südwest Presse: KOMMENTAR · CYBER-ABWEHR

Preis der Bequemlichkeit

Zehn Mann stark soll die neue Truppe sein, mit der Innenminister
Hans-Peter Friedrich (CSU) Deutschland vor unsichtbaren Gegnern aus
den Weiten des Internet schützen will. Mehr als aufmerksame
Beobachtung und rasche Information wird diese Gruppe nicht bieten
können – auch wenn in den USA, die das Vorbild für das neue
„Cyber-Abwehrzentrum“ lieferten, bisweilen von einer „vierten
Dimension der Kriegführung“ die Rede ist. Abseits markiger Phrasen:
Dass Abwehr gegen Hacker-Angriffe dringend Not tut, ist spätestens
klar, seit die Regierungsserver Estlands 2007 von Unbekannten – im
Verdacht stand Russland – lahmgelegt wurden. Immer wieder führen
Spuren auch nach China und dessen Volksbefreiungsarmee. So gilt, um
einen militärischen Sinnspruch aus der Zeit des Kalten Krieges zu
variieren, heute: Verwundbarkeit ist der Preis der Bequemlichkeit.
Der Staat nutzt die Vernetzung längst in allen Bereichen des
öffentlichen Lebens und bietet deshalb Gegnern, die sich böswillig
derselben Technik bedienen, Angriffsflächen. Nicht ohne Grund hat die
Nato die Abwehr von Hacker-Attacken in ihr neues Strategiekonzept
aufgenommen, ohne dass abschließend geklärt wäre, ob im Ernstfall nur
zurückgehackt oder mit bewährten, analogen, Militärschlägen
geantwortet wird – Aufgaben auch theoretischer Natur, die nur
international gelöst werden können. Friedrichs kleines Abwehrzentrum
in Bonn ist nur ein erster Schritt.

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Lothar Tolks
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