Südwest Presse: KOMMENTAR · DEUTSCHE BAHN

Jetzt zählen nur noch Taten

Pünktlicher will die Deutsche Bahn werden und mehr Service bieten.
Langsam wird–s aber auch Zeit. Zu oft haben das Konzernchef Rüdiger
Grube und seine Vorgänger den Bahnkunden schon versprochen – und
nicht gehalten. Jetzt zählen Taten und keine großen Pläne mehr. Der
Aufsichtsrat mag übernächste Woche ein großes Umbaupaket beschließen.
Doch die Bahn mit ihren 190 000 Mitarbeitern allein im Inland ist ein
Riesentanker. Ihn auf neuen Kurs zu bringen und auch noch für mehr
Tempo zu sorgen, ist mühsam, und es braucht viel – oft zu viel –
Zeit. Etwa die Modernisierung der Technik. Vieles wie eine ganze
Reihe von Stellwerken stammt noch aus der Zeit der Dampfloks. Von
wegen Digitalisierung. Bei anderem würde schon mehr Orientierung an
den Wünschen der Kunden und ihrer Sprache helfen. Wenn Züge immer
noch in „umgekehrter Wagenreihung“ einfahren oder auf
„Schienenersatzverkehr“, möglichst noch abgekürzt als SEV, verwiesen
wird, dann offenbart das nicht nur große technische Probleme, sondern
auch, wie sehr die Bahn ein Eigenleben führt. Erst die Konkurrenz
durch die Fernbusse und der Verlust von Aufträgen im Nahverkehr haben
Grube aufgeweckt. Er hatte zwar viel davon geredet, sich um das
„Brot-und-Butter-Geschäft“ zu kümmern, tatsächlich aber viel von
Expansion geträumt. Jetzt hat er noch eine Chance: Wird die Bahn
nicht schnell besser, ist sein Zug abgefahren.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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