Südwest Presse: KOMMENTAR · EU

Nur der Anfang

Jeunesse dorée, die vergoldete Jugend – dieses Bild stand einmal
für eine lebenslustige Jugend, für Genusssucht, Selbstverliebtheit,
für ein Leben im Nichtstun. In Frankreich, Italien, in den
romanischen Staaten war es gegenwärtig. Wie weit ist die Jugend heute
besonders in den Mittelmeer-Staaten von einer Realität entfernt, in
der solche Bilder entstehen konnten! Nichtmal jeder zweite junge
Mensch findet in Spanien und Griechenland nach der Ausbildung einen
Arbeitsplatz. Eine Europäische Union, die sich sonntags als
„Wertegemeinschaft“ selbst beweihräuchert, die sich alltags aber seit
Jahren nur noch in Krisenbewältigung und Gefahrenabwehr ergeht, wird
dieser Situation nicht gerecht. Die strukturellen Schieflagen, in die
sich einige EU-Staaten unter den Augen aller Partner manövriert
haben, müssen gewiss überwunden werden. Doch der Preis, gleichzeitig
eine halbe Generation von Jugendlichen der Perspektivlosigkeit zu
überlassen, der ist zu hoch dafür. Die sechs Milliarden, die jetzt
nach langem Tauziehen aus verschiedenen Töpfen zusammengekratzt
werden, um junge Menschen in Arbeit zu bringen, können da nur ein
Anfang sein. Von einer Billion Euro, auf die man sich für die
mittelfristige Finanzplanung verständigt hat, sind das gerade sechs
Promille. Doch die Akzeptanz des historischen Projekts EU hängt zwar
gewiss von der Rettung seiner Währung ab – aber auch von der
Fähigkeit, soziale Verwerfungen zu vermeiden.

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Ulrike Sosalla
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