Südwest Presse: KOMMENTAR · FALL HOENESS

Kein Promi-Bonus

Eine Hausdurchsuchung daheim am Tegernsee hat Uli Hoeneß bereits
über sich und seine Familie ergehen lassen müssen. Es gibt einen
Haftbefehl gegen ihn. Fünf Millionen Euro Kaution hat es den
61-Jährigen zunächst gekostet, auf freiem Fuß zu bleiben. Seit
Monaten wird gegen ihn ermittelt, über seinen Fall diskutiert, über
die Fallhöhe gespottet. Alle Spießruten sind in Stellung. Ist Hoeneß
nicht schon genug gestraft? Ungeahnt kleinlaut und reumütig hat den
großen Macher des FC Bayern seine (Steuer-)Schuld gemacht. Und er
hätte nach der Selbstanzeige längst möglichst geräuschlos
zurückgezahlt, ließe man ihn nur. Doch Hoeneß wird im März der
Prozess gemacht. Und das ist in Ordnung so. Schon, damit erst gar
kein neuer Verdacht aufkommt: Es darf hier keinen Promi-Bonus geben.
Der einstige Nationalstürmer war nach Lage der Dinge auch besonders
aktiv auf jenem Spielfeld der Gaunerei, die als Volkssport der
Besser- und Bestverdienenden inzwischen besonders im Fokus steht. 3,2
Millionen Euro sollen hinterzogen worden sein. Es ist das
folgenreichste Eigentor seines Lebens, von seinem Lebenswerk FC
Bayern München mag Hoeneß dennoch nicht lassen. Trotz aller
Rücktrittsforderungen. Zumindest bis zum Urteil sollten
Präsidentenamt und Aufsichtsratsvorsitz ruhen. Das ist eine Frage des
Stils. Hoeneß könnte so demonstrieren, dass die üblichen Spielregeln
nun auch für ihn gelten.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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