Keine Mädchen für alles
Es gibt zweifellos gute Argumente sowohl für als auch gegen eine
gesetzliche Frauenquote. Letztlich ist es ohnehin nur eine Frage der
Zeit, bis sich auch in den Führungsetagen ein Gleichgewicht der
Geschlechter einstellen wird: Dafür sorgen der demographische Wandel
und der damit verbundene Fachkräftemangel. Eine gesetzliche
Frauenquote würde dem Mangel schon jetzt entgegenwirken – zumal
Appelle und Selbstverpflichtungen wirkungslos blieben. Was allerdings
zwingend damit einhergehen muss, ist ein gesellschaftlicher Wandel.
Damit ist nicht nur gemeint, dass Rahmenbedingungen wie etwa die
Kinderbetreuung angepasst werden müssen. Vielmehr geht es darum, dass
trotz aller Lippenbekenntnisse die traditionellen Rollenbilder nach
wie vor stark in unserer Gesellschaft verankert sind. Das gilt für
Männer wie für Frauen. Dass beispielsweise die Hausarbeit auch heute
zum größten Teil von den Frauen erledigt wird, liegt nicht allein am
Unwillen der Männer: Die Damen lassen die Herren auch oft genug gar
nicht erst ran oder die Arbeit auf ihre Weise erledigen. Wenn sich an
dererlei Knackpunkten nichts ändert, werden die Frauen in den
Führungsetagen nicht glücklich. Sie drohen zermürbt zu werden vom
Anspruch an sich selbst, der geprägt ist von einem vermeintlichen
Ideal. Kein Mensch kann zugleich eine Führungsposition erfolgreich
ausfüllen, sich liebevoll um die Kinder und aufopferungsvoll um
etwaige Pflegebedürftige kümmern und ganz nebenbei auch noch den
Haushalt schmeißen. Frauen dürfen von der Gesellschaft nicht
verschlissen und als Mädchen für alles missbraucht werden.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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