Südwest Presse: KOMMENTAR · FUSSBALL UND POLITIK

Moralische Eigentore

Dem FC Bayern wird Foulspiel vorgeworfen. Von Politikern kommt
Kritik am Testspiel der Münchner in Saudi-Arabien. „Der Sport hat so
eine starke Stimme, aber er nutzt sie leider nicht an den Stellen, an
denen es sinnvoll und hilfreich wäre“, sagt die Vorsitzende des
Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD). Nun, die Politik hat eine
noch stärkere Stimme, aber sie nutzt sie leider auch nicht immer
sinnvoll und hilfreich. Was für eine Heuchelei! Ja, in Saudi-Arabien
werden die Menschenrechte aufs Grausamste missachtet, und man kann
den FC Bayern für seinen wohl auch noch gut bezahlten Auftritt
durchaus kritisieren. Doch kommt diese Kritik auch aus den Reihen der
Bundesregierung – die spannungsarme Beziehungen nach Saudi-Arabien
unterhält, immer wieder auch aus ökonomischem Interesse Delegationen
dorthin schickt und durchaus Gedanken an milliardenschwere
Waffengeschäfte mit dem übeltätigen Staat verschwendet. Seit
Jahrzehnten wagt sich der Westen – Stichwort Öl – nicht wirklich an
das Regime im Riad heran, obwohl von dort auch der islamistische
Terror unterstützt wird. Da ist es natürlich einfacher, die von
vielen ungeliebten Bayern zu attackieren – das macht sich
populistisch allemal gut. Die Bayern haben in Riad übrigens 4:1
gewonnen. Von deutlichen Erfolgen der deutschen Außenpolitik in der
arabischen Welt war schon länger nichts zu hören.

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Ulrike Sosalla
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