KOMMENTAR · GRIECHENLAND
Tolldreist und unverschämt Vize-Kanzler Sigmar Gabriel ist nie
verlegen um ein klares Wort – ob er damit immer richtig liegt, sei
dahin gestellt. Gestern titulierte er die Reparationsforderung der
griechischen Regierung an Deutschland über 278 Milliarden Euro als
„dumm“. Dumm? Das trifft es ganz und gar nicht. Was Alexis Tsipras
zur Zeit treibt, ist ein perfides Spiel. Tolldreist, unverschämt –
aber weder naiv noch dumm. Über die Kriegsschuld der Deutschen gibt
es nichts zu deuteln und auch nicht über die Verantwortung für
abscheuliche Kriegsverbrechen. Ob mit dem Abschluss des
Zwei-plus-Vier-Vertrags 1990 sämtliche Rechtsansprüche des
griechischen Volks gegenüber Deutschland erloschen sind, müssen
Juristen und Völkerrechtler klären. Schändlich ist es hingegen, das
Leid des eigenen Volkes als Verhandlungspfand im Geschacher um
Milliardenhilfen und Reformen einzusetzen. Tsipras benutzt eine
historische Schuld, um innenpolitisch Stimmung gegen Deutschland zu
machen. Das ist nicht das Verhalten, aus dem Vertrauen wächst. Ganz
genau so ist sein Anbandeln mit Wladimir Putin zu deuten.
Wohlwissend, dass Russland weder willens noch fähig ist, die
griechischen Schuldenprobleme zu lösen, versucht Tsipras mit seinem
Besuch beim Kremlfürsten die EU zu erpressen – frische Milliarden
gegen außenpolitisches Wohlverhalten, heißt die Devise. Doch die
Erfahrung lehrt: Erpresser stehen am Ende meist mit leeren Händen da.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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