Nicht zu stoppen
Inklusion ist ein großes Thema. Und ein schwieriges. Im
Leistungssport, wo es um Zeiten, Weiten, Höhen und Geld geht, ganz
besonders. Das hat schon der Fall des südafrikanischen
Stelzen-Sprinters Oscar Pistorius gezeigt. Er musste seinen Start
einklagen. Prothesen-Weitspringer Markus Rehm, der jetzt mit seinem
Sieg bei den Meisterschaften in Ulm Furore macht, ist das bisher
erspart geblieben. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV)
unterstützt ihn, sieht Rehm als Hoffnungsträger für Menschen mit
Behinderung. Markus Rehm hat bei den deutschen Meisterschaften einen
Super-Job gemacht, kein Zweifel. Dennoch bleiben viele Fragen offen,
erhitzen sich die Gemüter einiger Konkurrenten zu Recht an der Frage:
Bringt die rund 10 000 Euro teuere High-Tech-Prothese den vielleicht
entscheidenden Vorteil? Der DLV lässt die Sprünge nun analysieren. So
lange startet Rehm unter Vorbehalt. Die Ergebnisse würden anulliert,
ließe sich der Vorteil belegen. Wie schwierig das ist, zeigt die
Causa Pistorius. Der Leichtathletik-Weltverband hatte seinen Wunsch
abgelehnt, bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking zu starten –
auf Grundlage eines wissenschaftlichen Gutachtens. Der Internationale
Sportgerichtshof votierte danach aber für Pistorius, weil die
Prothesen auch Nachteile bedeuteten. Was Markus Rehm angeht, ist das
gewiss auch so. Doch wer wollte einen direkten, am Ende korrekten
Vergleich wagen mit einem Springer ohne Prothese? Die Wissenschaft
wird sich damit vielleicht noch schwerer tun als die Gesellschaft
beim Thema Inklusion. Also ist ein Start Rehms nicht zu stoppen. Das
hat Pistorius längst vorexerziert.
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