Unkalkulierbarer Verbündeter
Man braucht nicht lange zu rätseln, was die saudischen Herrscher
zu ihrem blutigen Neujahrsauftakt bewogen haben mag. Den Mächtigen in
Riad ging es vor allem darum, mit der Exekution des schiitischen
Predigers Nimr al-Nimr ein spektakuläres Fanal zu setzen. Ihn
betrachtete das Königshaus als Aufwiegler des Iran auf eigenem
Territorium. Mit seiner Hinrichtung will Saudi-Arabien demonstrieren,
dass es bereit ist, seine Rivalität mit der Islamischen Republik noch
ganz anders eskalieren zu lassen. Und so entwickelt sich das
Königreich für Europa und die USA immer mehr von einem
problematischen zu einem unkalkulierbaren Verbündeten. Denn die
saudische Besessenheit setzt seit dem Amtsantritt von König Salman
und seiner beiden aggressiven Kronprinzen immer neue Brandherde in
einer Region, die schon jetzt an ihren inneren Wirren zugrunde zu
gehen droht. Der Jemenkrieg ist eine politische, militärische und
humanitäre Katastrophe. Der Umgang mit der eigenen schiitischen
Minderheit wird immer provokanter. Brüssel und Washington dagegen
müssen erleben, dass ihre Appelle zu mehr Kompromissbereitschaft,
Respekt für Menschenrechte, Toleranz und Meinungsfreiheit wirkungslos
verhallen. Kein Wunder – denn solange sich die westlichen
Waffenverkäufer in Riad die Klinke in die Hand geben, wird
Saudi-Arabien seinen Kurs nicht ändern.
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Ulrike Sosalla
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