KOMMENTAR · SCHWEIZER FRANKEN
Vor schwachem Euro kapituliert
Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat vor dem immer schwächeren
Euro kapituliert. Drei Jahre lang hatte sie ihren Franken künstlich
geschwächt. Eine Nationalbank kann das: Sie druckt Franken und kauft
damit auf dem Devisenmarkt so viele Euro, bis sich der gewünschte
Kurs wieder einstellt. Bei einem dauerhaft schwächer werdenden Euro
gerät diese Strategie an Grenzen: Die Schweiz wäre irgendwann mit
ungezählten Milliarden von Euro vollgepumpt – ein Ungleichgewicht,
das zum Risiko wird. Mit der Freigabe des Franken holt sich die
reiche Alpenrepublik freilich wieder jenes Risiko für ihre Wirtschaft
ins Haus, das zu bannen Sinn der damaligen Intervention war. Für die
Schweizer Wirtschaft, deren Export zu mehr als 60 Prozent ins
Euro-Ausland geht, ist der starke Franken kaum zu verkraften. Auch
der wichtige Tourismus kommt in Schwierigkeiten, wenn Ausländer in
dem ohnehin teuren Alpenland noch deutlich mehr bezahlen müssen. Das
abrupte Ende der Euro-Bindung hat die Börsen erbeben lassen. Keiner
wusste, welche Folgen sich daraus ergeben. Eine behutsame Kehrtwende
ist freilich in diesem Fall kaum möglich: Die Finanzmärkte hätten
schon bei der leisesten Andeutung heftig reagiert. Der Franken ist
stark, weil die Finanzinvestoren ihr Geld in Zürich gut angelegt
sehen. Für die Schweiz aber wird die eigene Starkwährung zu einer
schweren Bürde.
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Ulrike Sosalla
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