Erfolg mit Schönheitsfehler
Noch hat sich die IG Metall nicht auf eine Forderung für die
nächste Tarifrunde festgelegt. Sicher ist nur, dass der Tarifvertrag
in der Metall- und Elektroindustrie zum Jahresende ausläuft. In
diesem Jahr gab es Anfang Mai einen Zuschlag von 2,4 Prozent, der
bereits im letzten Jahr ausgehandelt worden war. Damit hinkt der
größte deutsche Tarifbereich der erfreulichen Entwicklung hinterher,
die das gewerkschaftliche WSI-Tarifarchiv für das erste Halbjahr 2014
ermittelt hat: Im Schnitt wurden da Tariferhöhungen um 3,1 Prozent
ausgehandelt. Die Chemieindustrie – mit der sich die Metaller einen
edlen Wettstreit liefern – erreichte sogar noch etwas mehr, wenn auch
mit 14 Monaten Laufzeit. Das dürfte den Ehrgeiz der IG Metall für die
nächsten Verhandlungen noch weiter anspornen. Da die Inflation
derzeit erfreulich niedrig ist, bleibt real von den Tarifsteigerungen
so viel übrig wie seit 15 Jahren nicht mehr. So schön das klingt,
darf allerdings nicht übersehen werden, dass ein Faktor dabei noch
nicht berücksichtigt ist: die kalte Progression. Einen übergroßen
Anteil an jeder Lohnerhöhung holen sich die Finanzminister, weil
gerade Durchschnittsverdiener von jedem zusätzlichen Euro besonders
viel abgezogen bekommen. Kein Wunder, dass aus dem
Gewerkschaftslager, etwa der Chemieindustrie, die Forderungen nach
Abhilfe lauter werden. Was nutzen schon die schönsten Erfolge der
Gewerkschaften, wenn das meiste beim Staat landet.
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