Südwest Presse: KOMMENTAR · TERROR

KOMMENTAR · TERROR

Angst ist ein schlechter Ratgeber

Man kann von einem kollektiven Schock sprechen. Die gut 500
Dschihadisten, die von hier aus in den Syrienkrieg gereist sind,
haben Deutschland in Alarm versetzt. Vielen Menschen ist völlig
schleierhaft, warum jemand Europa verlässt, um in Nahost zur
Kalaschnikow zu greifen oder Köpfe abzuschneiden. Zu dieser
Ratlosigkeit gesellt sich Angst: Was, wenn die wiederkommen –
ausgebildet, kriegserfahren, noch radikaler? Diese Angst ist
verständlich. Doch das Phänomen Auslandskämpfer im aktuellen Ausmaß
ist zu neu, um seriös einzuschätzen, wie es die Terrorgefahr in
Deutschland beeinflusst – und wie man ihm begegnen kann. Angst ist
ein schlechter Ratgeber. Wenn der Generalbundesanwalt nun vor
Überforderung warnt, muss man das ernst nehmen. Strafverfolgung ist
ein wichtiges Element im Umgang mit Rückkehrern. Es bedeutet:
Verdächtige überwachen, Beweise sammeln, Prozesse stemmen. Wenn Range
dafür mehr Leute braucht, sollte er sie bekommen. Doch mit Prozessen
ist es nicht getan. Wer um Deutschlands Sicherheit bemüht ist, muss
sich mit den Kämpfern befassen. Was treibt sie in den Krieg, woher
kommt ihr Hass, was wollen sie? Und wie kann man Familien, Lehrern,
Gemeinden helfen, die Einfluss auf sie haben? All das wird teuer und
mühsam, doch es führt kein Weg daran vorbei, wenn dieses Land seinen
freiheitlichen und rechtsstaatlichen Charakter bewahren soll.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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