Treue Kunden sind gewiss die wertvollsten. Im
Stromgeschäft fühlen sich vor allem Gewerbetreibende und Privatleute
ihrem einmal gewählten Versorger eng verbunden. Fast neun von zehn
Verbraucher bleiben bei ihrem Anbieter, wechseln allenfalls in einen
günstigeren Tarif. Überreizen sollten die Platzhirsche der Branche,
ob Energiekonzerne oder Stadtwerke, diese sehr feste Beziehung nicht.
Denn Ärger ist ein starkes Lösemittel. Er entsteht, wenn sich
bestätigt, dass nur diejenigen über den Tisch gezogen werden, die
keine starke Lobby haben. Das beginnt mit Informationen, die sich als
falsch erweisen. Es setzt sich fort mit Zusagen, die niemand einlöst
und endet bei Preisaufschlägen, die nicht schlüssig sind. Bei der
neuen Strompreisrunde mehren sich die berechtigten Zweifel, dass
gerade die Anbieter, denen es finanziell sehr gut geht, die Geduld
ihrer Kunden überstrapazieren. Da mögen Stadtwerke noch anführen,
dass sie in eigene Produktionsanlagen investieren, um einen
Wettbewerb der Erzeuger zu organisieren. Aber sie müssen solche
Argumente offen ansprechen, statt mit dem Gleichmut ihrer Kunden zu
rechnen. Wenn seriöse Stromanbieter mit teuer gekauften
Kilowattstunden an der Börse die Jahresrechnung eines Privathaushalts
um ein Drittel senken können, sitzen die etablierten Versorger auf zu
hohem Ross. Sie dürfen sich nicht wundern, wenn die große Zahl der
kleinen Leute ihre Marktmacht entdeckt.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218