Da ist sie wieder, die „German Angst“. Aber müssen wir
wirklich vor „Horrorkeimen im Darm“ zittern, ja gar den
„Bakterien-Alarm“ ausrufen? Es stimmt schon: Der Durchfallerreger
EHEC ist gefährlich, weil er zu akutem Nierenversagen führen kann.
Wohlgemerkt: kann. Die Infektion mit den Bakterien muss aber nicht
zwangsweise Symptome hervorrufen. Nun sind drei Todesfälle in
Zusammenhang mit EHEC bekannt geworden. Zwei der Opfer freilich
gehören zur Risikogruppe älterer Menschen, denen auch im Fall der
Schweinegrippe zur Impfung geraten worden wäre. Gegen EHEC gibt es
keine Impfung. Aber wer hindert uns, den gesunden Menschenverstand
einzusetzen? Wenn wir in tropische Länder fliegen, essen wir ja auch
kein ungewaschenes Obst oder rohes Fleisch. „Händewaschen nicht
vergessen“ mag veraltet klingen in einer Zeit, da Infektionen durch
die moderne Medizin ihren Schrecken verloren haben. Doch immer mehr
Bakterienstämme werden resistent gegen Antibiotika, die viel zu
häufig eingesetzt werden. Jedes Jahr sterben laut Robert Koch
Institut in Deutschland 15 000 Menschen an Krankenhauskeimen. In eine
Klinik eingeliefert zu werden, kann also ungleich gefährlicher sein,
als dieser Tage Rohkost zu essen und sich dadurch den EHEC-Erreger
einzufangen. Beruhigend ist das nicht. Aber das Beispiel zeigt: Angst
aufkeimen zu lassen, hält keinen Erreger in Schach.
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Lothar Tolks
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