Südwest Presse: KOMMENTAR zu ISLAMISTEN Kommentar zu Islamisten Ausgabe vom 09.09.2014

KOMMENTAR zu ISLAMISTEN

Ausgabe vom 09.09.2014

Drei mutmaßliche deutsche Al-Shabaab-Kämpfer wurden bei der
Ankunft aus Somalia in Frankfurt verhaftet. Diese Nachricht wirft ein
Schlaglicht auf ein Problem, das Politik und Sicherheitskräfte zwar
erkannt, für das sie aber keine Lösung haben: deutsche Kämpfer, die
weltweit als Dschihadisten im Einsatz sind. Verständlicherweise
herrscht Sorge, dass sie militärisch ausgebildet, radikalisiert und
verroht zurückkommen. Wie soll eine Gesellschaft mit solchen Leuten
umgehen? Zuerst muss man feststellen, dass die Auslandskämpfer keine
homogene Gruppe sind. Unter ihnen sind Terroristen, die erhebliche
Straftaten begangen haben und auch hier eine Gefahr darstellen. Um
diese Leute müssen sich die Strafverfolgungsbehörden kümmern. Andere
Kämpfer aber – Experten gehen davon aus, dass sie die Mehrheit
stellen – sind vor allem kriegsmüde, desillusioniert und
traumatisiert. Solche Menschen für Jahre ins Gefängnis zu stecken,
ist kontraproduktiv. Deutschland wird dadurch nicht sicherer.
Sinnvoller sind Deradikalisierungsprogramme, die Auswege und
Perspektiven abseits von Gewalt und Fanatismus aufzeigen. Solche
Ausstiegsangebote, die auch Familien der Rückkehrer und muslimische
Gemeinden einbeziehen, gibt es, eventuell muss man sie ausbauen.
Dieses Vorgehen ist teuer und langwierig, der Erfolg offen. Doch was
ist die Alternative? Ausstiegswillige durch hohe Strafen
abzuschrecken, damit sie im Terrorcamp bleiben und dauerhaft eine
internationale Gefahr darstellen? Der Westen kann Verblendete nicht
durch Härte überzeugen, sondern durch das bessere Angebot. Vielleicht
sogar durch eine zweite Chance.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218