Diesmal ist es keines der üblichen Scharmützel an der
Grenze zwischen Nord- und Südkorea, die die Spannung in der Region
fast unerträglich aufgeladen haben. Erstmals hat der Norden
Zivilisten im Süden angegriffen. Ihr Beschuss markiert eine neue
Eskalationsstufe in einer die ganze Welt beunruhigden
Auseinandersetzung. So herausgefordert hat der südkoreanische
Präsident zurückschießen lassen und sein Land in Alarmbereitschaft
versetzt. Nun herrscht gespannte Ruhe. Das ist gut so, denn der Süden
sollte besonnen bleiben und die weitere Entwicklung abwarten, die das
Land nicht direkt beeinflussen kann. Die Schlüssel zur Lösung des
Konflikts liegen nicht in Seoul. Amerikaner und Chinesen, die
ureigene Sicherheitsinteressen in der Gegend verfolgen, haben sie in
der Hand. Nordkoreas Provokationen, so die Taktik, sollen die USA an
den Verhandlungstisch zwingen. Dadurch erhofft sich das Land eine
Verbesserung der eigenen Lage, die gekennzeichnet ist von
internationaler Isolation, desaströsen wirtschaftlichen
Verhältnissen, fehlenden Nahrungsmitteln und einem bevorstehenden,
offenbar kaum berechenbaren Führungswechsel. Doch die Amerikaner
werden diesem erpresserischen Kalkül widerstehen, weil sie sich nicht
mit kriegerischer Gewalt an den Tisch holen lassen können. China, das
über ungleich bessere Beziehungen zum altersschwachen Diktator Kim
Jong Il als die USA verfügt, muss ihm klar machen, dass weitere
Aggressionen nicht zu Verhandlungen führen werden. Dazu müsste Peking
seine bisherige Beschwichtigungspolitik aufgeben und Kim seinen
Schutzschild entziehen – im Interesse einer sicheren Welt.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218