Kommentar zu Russland, Ausgabe vom 04.09.2014 Es ist
keine zwei Wochen her, da verhandelten die beiden Staatschefs Pjotr
Poroschenko und Wladimir Putin den Ukraine-Krieg unter vier Augen,
stundenlang. Unmittelbar danach starteten prorussische Rebellen in
der Ostukraine eine Großoffensive und eilten von Sieg zu Sieg,
angetrieben mit den Pferdestärken und der Feuerkraft jener russischer
Panzer, die die Grenze zur Ukraine in einer nicht mehr
wegzuleugnenden Kolonnen überquerten. Nun erstaunt Putin die
Weltöffentlichkeit erneut. Eine von Poroschenko angekündigte
Waffenruhe ließ er kurz dementieren. Aber dann lieferte er selbst das
Kleingedruckte zum angestrebten Ende der blutigen Kämpfe im Donbass
nach. Eher technische Anweisungen, die nichts sagen über die
möglichen Inhalte einer künftigen Friedensvereinbarung. Das Vorgehen
sagt einiges aus über Putins Befindlichkeit. Es ist offenbar, dass
dieser seine Panzer losgeschickt hat, um neue Verhandlungen zu seinen
Bedingungen zu erzwingen. Und nicht nur die bedrängten Ukrainer haben
das Recht, sich darüber zu empören. Trotzdem hat Putin diesmal auch
eine positive Nachricht geliefert. Europa, das sich nie wirklich mit
der Ukraine solidarisierte, darf nun hoffen, dass sich ein leidlicher
Verhandlungsfrieden anbahnt. Dumm wäre nur, wenn sich auch die neue
Waffenberuhigungsinitiative als Zwischenspiel entpuppt, dem Russlands
nächste Militäreskalation folgt.
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