Südwest Presse: Kommentar zu Siemens/Alstom

Siemens hat beim Buhlen um den schwächelnden
Industriekonzern Alstom den Kürzeren gezogen. So wurde es – sachlich
korrekt – vermeldet, nachdem die französische Regierung den Deal mit
dem US-Giganten General Electric (GE) verkündet hatte. Ob die
offizielle Lesart mit den Tatsachen deckungsgleich ist, die hinter
dem komplizierten Geschacher stehen, ist fraglich. Der französische
Staat steigt als Großaktionär bei seinem Großunternehmen ein, nachdem
die Regierung zuvor eine Lex Alstom geschaffen hatte: Energie ist
strategisch wichtig, wer hier mitmischen darf, entscheidet die
Politik. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg markierte so den
starken staatlichen Max. Die Frage sei erlaubt, ob die aktuellen
Schwächen Frankreichs nicht mit einem solchen Selbstverständnis von
Wirtschaftspolitik zu tun haben. Zwar haben die Franzosen den
Amerikanern einige Zugeständnisse abgetrotzt. Doch sie werden sehen,
dass GE kein Kuschel-Konzern ist, mit dem man Probleme im politischen
Tête-à-Tête locker aus dem Weg räumen kann. Der frühere GE-Chef war
der berühmte „Neutronen“-Jack Welch. Und Siemens? Die Münchner haben
ein Angebot mit Mitsubishi auf die Beine gestellt. Daraus wird nun
nichts. Doch der Einblick in die Alstom-Bücher ist auch was wert.
Siemens-Chef Joe Kaeser kann daraus ablesen, was ihm entgangen ist.
Vielleicht ist er bei Alstom nicht zu kurz gekommen, sondern sitzt, a
la longue, am längeren Hebel.

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