KOMMENTAR zu SOUTH STREAM
Ausgabe vom 03.12.2014 Die außenpolitischen Triumphe des
russischen Präsidenten werden lauter gefeiert, als sie es
wirtschaftlich wert sind. Politisch zeigt Russland dem Westen seit
Monaten vor allem den ausgestreckten Mittelfinger. Seit den ersten
Sanktionen der USA und der EU bemüht sich Russland emsig um
Ersatzhandelspartner. Mit Peking schloss Moskau zwei Abkommen über
den Bau von Gaspipelines ab, jetzt präsentiert es die Türkei als
neuen Geschäftsfreund. Beides bejubelt die Heimat als diplomatische
Sensationscoups. Gazpromrussland wirft Europa einen letzten
verächtlichen Blick zu: Tja, da habt ihr euch ja heftig ins eigene
Fleisch geschnitten. Aber Gazprom hütet sich bisher, seine
Verkaufsverträge mit Europa zu zerreißen. Dazu ist Russland
wirtschaftlich schlicht zu schwach. Putins neue Verhandlungstriumphe
aber zeichnen konkrete Preisnachlässe aus oder schamhaft
verschwiegene Inhalte. Auch russische Experten befürchten, die
Gasdeals mit China könnten langfristig zum Verlustgeschäft werden.
Und sie verweisen darauf, dass die Türkei als Gasspediteur nicht
minder launisch werden mag als die Ukraine. Putins Diplomatie wirkt
zusehends wie die Jagd nach Amtskollegen, die zumindest eine
gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnen und sich hinterher auch
noch mit ihm fotografieren lassen. Was die Medien zuhause dann als
außenpolitischen Megasieg verkaufen.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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