KOMMENTAR zu SÜDWEST-CDU
Ausgabe vom 06.12.2014KOMMENTAR
Der schwarze Kretschmann
Guido Wolf also soll die Südwest-CDU zurück an die Macht führen.
Die Basis hat sich für den Mann entschieden, der bei seinen
Auftritten auf viele Mitglieder authentischer, schlagfertiger,
sympathischer und auch ein Stück weit konservativer gewirkt hat als
sein Kontrahent Thomas Strobl. Der 53-Jährige hat sich den Seinen als
eine Art Mischung der zwei konträren CDU-Ikonen Lothar Späth und
Erwin Teufel empfohlen, als Mix aus visionärem Cleverle und
schwäbischem Landesvater. Das ist ein hoher Anspruch, den Wolf noch
unterfüttern muss. Die Mitglieder haben ihm einen Vertrauensvorschuss
gegeben, weil sie in ihm eine schwarze Variante des populären grünen
Regierungschefs Winfried Kretschmann sehen: präsidial, verbindlich,
provinziell im besten Sinne. Die Strategie, den Gegner mit seinen
eigenen Waffen schlagen zu wollen, ist indes nicht ohne Gefahr. Oft
glänzt das Original im Vergleich mit einer Kopie ja besonders. Für
die CDU wird es nun darauf ankommen, ob der gestern vielfach
beschworene Zusammenhalt mehr ist als eine Worthülse. Denn gegen
Kretschmann und dessen grün-rote Koalition können die
Christdemokraten nur mit Geschlossenheit reüssieren. Noch ist offen,
ob Strobl den Landes- oder Peter Hauk den Fraktionsvorsitz für Wolf
freimacht, und zu welchem Preis. Mindestens einer wird weichen
müssen, damit der Spitzenkandidat eine Plattform zur Profilierung
hat. Strobl hat sich gestern als fairer Verlierer gezeigt. Die CDU
wird ihm das mit Unterstützung bei der Wiederwahl zum CDU-Bundesvize
danken – auch, um ihn so endgültig ins ferne Berlin wegzuloben. Dabei
hat Strobl als Landeschef der CDU nach dem Mappus-Debakel eine
Revolution von oben gestartet: mehr Basisdemokratie, weniger
Autoritätsgläubigkeit. Dem Modernisierungskurs ist er nun, Ironie der
Geschichte, selbst zum Opfer gefallen: Ihrem Oberfunktionär ist die
oft als obrigkeitsgläubig geziehene CDU-Mitgliedschaft nun nicht
gefolgt. Das Desaster für den Noch-Landeschef hat auch damit zu tun,
dass die CDU nicht die Mitmach-Partei ist, die er ausgerufen hat. Die
Beteiligung am Mitgliederentscheid liegt nur knapp über der
Peinlichkeitsgrenze – und klar unter dem Wert, der Strobl zum Sieg
verholfen hätte. Denn der alerte Politprofi hatte mit TV-Auftritten
und Bunte-Geschichten auf das eher politikferne Sofa-Publikum
gezielt, das sich aber gar nicht erst zur Stimmabgabe aufgerafft hat.
Wolf hat also noch einen weiten Weg vor sich. Und mit Kretschmann
einen weit härteren Kontrahenten.
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Ulrike Sosalla
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