Südwest Presse: Kommentar zu TERROR Ausgabe vom 10.01.2015

Kommentar zu TERROR

Ausgabe vom 10.01.2015 Fassungslosigkeit ist noch der mildeste
Ausdruck. Fassungslosigkeit darüber, dass es weniger als einer
Handvoll Verbrechern mit ziemlich konventionellen Mitteln gelingt,
die Millionenmetropole Paris tagelang lahmzulegen und ein Land, sogar
große Teile des ganzen Kontinents in ihren Bann zu ziehen. Das
kollektive Aufatmen, als der Spuk beendet wurde, war von kurzer
Dauer. Zu schlimm ist der angerichtete Schaden und wohl noch
schlimmer sind die Auswirkungen auf längere Sicht. Für Mitteleuropa
ist das eine Art 11. September, auch wenn die Opferzahlen nicht
vergleichbar sind. Deshalb sollten wir die Lehren aus dem Umgang mit
den Anschlägen von 2001 auf New York und Washington beherzigen. Nicht
schnelle Schuldzuweisungen und Reaktionen sind gefragt, sondern
Trauer um die Ermordeten und sorgfältige kriminaltechnische
Aufarbeitung des entsetzlichen Geschehens. Denn wenn auch Europa
reflexartig auf den Horror reagiert, indem Feindbilder gemalt und
Vergeltungsszenarien ersonnen werden, dann hätten die Täter mitsamt
der dahinterstehenden extremistischen Geisteshaltung ihre Ziele
erreicht. So schwer es fällt: Jetzt ist Besonnenheit das Gebot. Und
die Einsicht, dass solche Aktionen nie völlig auszuschließen sind.
Wir würden uns selbst am meisten schaden, nähmen wir sie zum Anlass,
neue Fronten aufzubauen und schwer erkämpfte Bürgerfreiheiten und
-rechte aufs Spiel zu setzen.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218