KOMMENTAR zu VW
Ausgabe vom 16.10.2015 Rückrufaktion. Das Wort klingt nach einem
scharfen Schwert. Nach hohem Aufwand und immensen Kosten für den
Hersteller. Nach einer Direktive, die schleunigst zu erfüllen ist, da
heftige Strafen drohen. Doch das Schwert ist lange nicht so scharf,
wie es scheint und wird auch nur müde vom Kraftfahrt-Bundesamt
geschwungen. Zwar handelt es sich bei dem staatlich geforderten
Rückruf um eine recht ungewöhnliche Anordnung. Die freiwillig
angebotene Reparatur von Volkswagen – die eher einer
Absichtserklärung ähnelte – reicht der Behörde offenbar nicht aus. VW
ist nicht mehr zu trauen. Aber dem Konzern werden bislang keine
zeitlichen Grenzen gesetzt. In Wolfsburg heißt es bisher, eine Lösung
sei nicht vor September 2016 zu erwarten. Dabei reicht wohl für die
meisten Motoren ein Software-Update aus. Das alles muss schneller
gehen. Auch weil viele Kunden nicht mit Dreckschleudern fahren
wollen. Der Skandal hinter dem Skandal ist das Verhalten deutscher
Behörden. Diese wussten zum Teil lange von den Mogeleien. Auch in
Brüssel waren die Abweichungen bekannt. Selbst Umweltministerien
hatten Hinweise, dass Abgastests von Dieselautos faul sind. Warum
wurde nichts unternommen? Die naheliegende Antwort: Weil es eine zu
große Nähe der Behörden zu Herstellern gibt. Staatliche Stellen
müssen eine Menge aufklären und sich selbst kritische Fragen stellen.
Ein angeordneter Rückruf darf nur der Anfang sein.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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