Südwest Presse: KOMMENTAR zu WULFF Ausgabe vom 06.03.2013

KOMMENTAR zu WULFF

Ausgabe vom 06.03.2013 Musste das sein? Klarer als das Landgericht
Hannover den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff
freigesprochen hat, geht es kaum. Dennoch legt die Staatsanwaltschaft
Hannover Revision ein und eröffnet die nächste Runde eines Prozesses,
dessen alle Beteiligten längst überdrüssig sind. Denn von Anfang an
haftete diesem Verfahren der zweifelhafte Geruch an, es werde vor
allem geführt, um jedem Verdacht entgegenzutreten, der Staat kehre
angesichts der Prominenz des Verdächtigen etwas unter den Teppich. So
darf die Öffentlichkeit noch eine Weile auf Staatskosten sinnieren,
ob echte Männer mit ausreichend gefülltem Portemonnaie einfach so und
ohne jeden Hintergedanken einen Kumpel für 720 Euro einladen oder ob
sich für diesen Betrag der Ministerpräsident eines Bundeslandes
inklusive seines politischen Wohlwollens kaufen lässt. Wäre es so,
die Politik wäre ein echtes Schnäppchen und Deutschland nicht weit
von einer Bananenrepublik entfernt. Doch so ist es nicht und das hat
der Vorsitzende Richter auch deutlich gemacht. Dass die Staatsanwälte
das bis ins Detail prüfen wollen, steht ihnen zu. Doch Wulff, der von
seiner Unschuld überzeugt ist und sich deshalb nicht auf eine
Einstellung des Verfahrens eingelassen hat, bekommt für seine Haltung
die Quittung: Er, der seine Ehre wiederherstellen wollte, gilt nun
weiter als Angeklagter. Das hat er nicht verdient – und es ist
schlicht überflüssig.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218

Weitere Informationen unter:
http://