Provokationen kann die türkische Regierung. Dass die
renommierteste deutsche Auslandsschule der Türkei auf Anweisung der
Schulleitung das Thema Weihnachten vom Lehrplan streichen muss,
trifft im vorweihnachtsseligen Deutschland auf kollektives
Kopfschütteln. Politiker jeder Couleur überschlagen sich mit
Forderungen, die Finanzierung der traditionsreichen Schule gleich
ganz zu streichen. Doch so einfach sollte man es sich nicht machen.
Die Einmischung in den Lehrplan ist ohne Zweifel ein Affront und ein
Verstoß gegen das Kulturabkommen zwischen den beiden Staaten. Das
sollte die Bundesregierung in Ankara auch deutlich sagen – zumal es
nicht der erste Eingriff an der Schule ist. Die Finanzierung kappen
und ganz zurückziehen sollte sich Berlin jedoch nicht. Die Türkei
steht an einer Weggabelung, in den kommenden Jahren wird sich weisen,
ob ihr Präsident Recep Tayyip Erdogan den Weg in einen
religiös-konservativen, autoritären Staat vollenden wird. Bis dahin
sollte Deutschland jeden Einfluss nutzen, den es ausüben kann – auch
den über die Wertevermittlung an einer Auslandsschule.
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