Wieder dringt so ein Vorschlag aus den Debattenrunden
der schwarz-gelben Gesundheitspolitiker. Er lässt nur ahnen, auf
welchem Holzweg sie sich befinden. Glauben sie allen Ernstes, dass
sie mit einer Praxisgebühr pro Arztbesuch die Kosten dämpfen können?
Dass die kassenärztliche Bundesvereinigung in das gleiche Horn – wohl
eher eine Vuvuzela – trötet, verbessert den Vorstoß nicht. Sie müsste
wissen, was in den Arztpraxen los ist. Denn die von einer
Krankenkasse festgestellten 18 Arztkontakte pro Versicherten und Jahr
sind dem komplizierten Abrechnungssystem geschuldet. Da zählt etwa
das Abholen eines Rezepts dazu. Rechnet man dies heraus, schrumpft
der Praxisbesuch auf ein akzeptables Maß. Deutschland ist kein Land
mit lauter Kranken. Worum geht es also den Politikern und
Arztfunktionären? Sie sorgen sich um ein Defizit der Krankenkassen,
das noch gar nicht feststeht. Einigen ist ein Dorn im Auge, dass etwa
der bayerische Hausärzteverband mit ein paar Kassen die Existenz von
Landarztpraxen gesichert hat. Patienten, die an diesem System
teilnehmen, zahlen nur einmal im Jahr zehn Euro Gebühr. Solche
Sonderwege abzuschaffen, hat aber mit einer Gesundheitsreform nichts
zu tun. Es füllt kein Milliardenloch in den Kassen der Kassen. Es
verunsichert allenfalls die Beitragszahler. Politiker und Funktionäre
sollten uns mit solch unausgegorenen Ideen verschonen.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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