Horst Seehofer spielt seine politischen Spiele stets
mit hohem Einsatz. Im Fall der Flüchtlingspolitik hat er aber
überreizt: Sein Trumpf, die Schwesterpartei CDU mit einer starren
Obergrenze in die Ecke zu treiben, geht jetzt krachend nach hinten
los. Der SPD-Joker Martin Schulz lässt die bayrische Taktik in sich
zusammenfallen. „Zukunftsgipfel“ heißt das Münchner Zusammentreffen
der Unionsparteien so nett. In Wahrheit kehren die verfeindeten
Schwestern das zerschlagene Porzellan der Vergangenheit zusammen.
Horst Seehofer muss sich – ob er will oder nicht – jetzt hinter die
Kanzlerin stellen, ganz egal, was in der Flüchtlingspolitik
beschlossen wird. Eine zerstrittene Union hätte gegen den
Umfragenkönig Schulz schlechte Karten. Gleichzeitig wird das
Einknicken jene Stimmen am rechten Rand kosten, um die Seehofer seit
anderthalb Jahren buhlt. Wer so auf die Kanzlerin eingedroschen hat,
kann nicht verlangen, dass alle CSU-Wähler bei der Kehrtwende folgen.
Das Unions-Dilemma: In die Mitte drängt eine urplötzlich erstarkte
SPD, rechts besetzt die AfD CSU-Positionen. Seehofer hat sich
verzockt.
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