Südwest Presse: Kommentar zum Zank vor dem EU-Jubiläum

Ein schöner Gipfel hätte es werden können in Rom: 60
Jahre Gemeinschaft, ein Anlass, um zurückzublicken auf sechs
friedliche Jahrzehnte, an denen die EU unzweifelhaft ihren Anteil
hat. Doch die Zeiten, sie sind nicht so. Die EU erlebt gewissermaßen
eine verspätete Midlife-Crisis: Sie hat viel erreicht im Leben,
Wohlstand und Freiheit gemehrt, doch jetzt ist sie gesetzt und etwas
träge, und die Jahre haben Spuren hinterlassen. Wie in einer langen
Ehe reagieren die Partner gereizt aufeinander. Jedes Stichwort
beschwört vergangene Auseinandersetzungen herauf. Deutschlands
Finanzminister Wolfgang Schäuble exerziert das vor, wenn er auf den
unspektakulären Vorschlag von Sigmar Gabriel, Deutschland solle
seinen Beitrag erhöhen, mit einer Tirade gegen jene (Süd-)Länder
antwortet, die sich vermeintlich zu sehr auf andere verlassen –
worauf jene wieder gereizt antworten. Um aus diesem Hick-Hack
herauszukommen, hilft es nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Die verbliebenen 27 Staaten müssten bereit sein, ihre Reflexe
abzulegen und vorurteilsfrei miteinander zu reden. Doch bevor das
geschieht, muss die Krise wohl erst noch schlimmer werden.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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