KOMMENTAR zun PAPST
Ausgabe vom 21.09.2013 Was sind schon sechs Monate in
Führungsämtern von Wirtschaft und Politik? Von einer
Einarbeitungsphase würde man reden, von einer Zeit, in der
Entscheidungen vorbereitet werden. Sechs Monate ist Papst Franziskus
erst im Amt – und doch hat der träge Dampfer Weltkirche Fahrt
aufgenommen, wie man es zu Jahresbeginn noch nicht für möglich
gehalten hätte. Der Mann vom anderen Ende der Welt hat in die
katholische Kirche Schwung gebracht – mit ganz unzeitgemäßen Appellen
für Demut und Bescheidenheit in der Kirche selbst und mit der
Forderung nach Barmherzigkeit und Zuwendung zu den Menschen. Wie
weggeblasen wirken der Mief und die Verzagtheit der Großorganisation,
die ihr Heil lange Zeit im Stillstand suchte, in der Engstirnigkeit
die Nächstenliebe überwog. Mit Worten und Gesten hat Franziskus die
Großorganisation auf neuen Kurs gebracht – ohne Dogmen und Lehre
anzutasten. Ein „evangelisch light“ wird die katholische Kirche unter
Franziskus nicht werden. Aber ein menschlicheres Gesicht bekommt sie
allemal. Das jüngste Interview gibt die Richtung vor. Zuerst seien
die Wunden der Menschen zu heilen. Alles Weitere komme danach. Wie
das konkret aussehen kann, muss nicht Rom entscheiden. Mit seiner
Ermutigung, neue Wege zu gehen, räumt Franziskus Ortskirchen großen
Spielraum ein. Die Bischöfe müssen ihn füllen. Ob aus Fulda, wo
demnächst die deutschen Bischöfe tagen, Zeichen kommen?
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