Südwest Presse: Kommentar zur Bundeswehr

Eine Ära geht zu Ende. Wenn am 3. Januar die letzten
Wehrpflichtigen in die Kasernen einrücken, wird auch das letzte
Kapitel der Wehrpflicht in Deutschland aufgeschlagen. 55 Jahre hat
sie die Bundeswehr geprägt, Mitte 2011 hat sie ausgedient, eine
Wiederbelebung wird es nicht geben. Schon mit der Wiedervereinigung
war klar, dass die neuen Einsätze auch eine neue Struktur notwendig
machen, deshalb ist es höchste Zeit, diese in die Tat umzusetzen.
Dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bereits
vorzeitig zum 1. März darauf verzichtet, junge Männer zum Dienst an
der Waffe zu verpflichten, hat neben der Wehrgerechtigkeit auch
praktische Gründe: Der Minister muss sparen. Schon heute ist klar,
dass er sein mittelfristiges Sparziel von 8,3 Milliarden Euro nicht
wird einhalten können. Eine Strukturreform der Bundeswehr ist teuer.
Sie macht nur dann Sinn, wenn sie an den künftigen Einsatzszenarien
und der dafür benötigten Ausstattung entlang geplant wird und nicht
am Sparplan. Eine Zeit- und Berufsarmee, die um die besten Köpfe mit
dem freien Arbeitsmarkt konkurriert, muss etwas anzubieten haben,
wenn sie nicht personell ausbluten oder zum Auffangbecken für
schwierige Fälle verkommen will. Mindestens so entscheidend für den
künftigen Erfolg der Bundeswehr wird es sein, ob es gelingt, das Bild
des Bundeswehrsoldaten weiter positiv in der Gesellschaft zu
verankern. Das könnte noch schwieriger werden als die finanzielle
Herausforderung. Das alles zeigt: Mit dem gestrigen
Kabinettsbeschluss ist nur der erste Schritt hin zu einer
Neuausrichtung der Truppe getan. Die Durststrecke kommt noch.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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