Südwest Presse: Kommentar zur Euro-Schuldenkrise

Darin zumindest kann man Standard & Poor–s (S&P) nicht
widersprechen: Ein rundum überzeugendes Konzept zur Bewältigung der
Schuldenkrise in Euroland haben die Staats- und Regierungschefs der
Währungsgemeinschaft noch immer nicht zustande gebracht. Überdies
liegt die US-Ratingagentur richtig mit der Kritik an der
krisenverschärfenden Politik, mit der die Schuldenstaaten allein auf
einen rigorosen Sparkurs setzen. So gesehen sind dann nicht nur die
neun herabgestuften Euroländer die Adressaten des S&P-Rundumschlags,
sondern auch Angela Merkel. Es ist schließlich die Berliner
Bundeskanzlerin, die seit dem Ausbruch der Euro-Schuldenkrise einzig
auf langfristige Maßnahmen setzt. Dabei sind angesichts des
gigantischen Geldbedarfs in diesem Jahr kurzfristig wirkende
Notmaßnahmen mindestens genauso entscheidend für das Überleben der
Währungsgemeinschaft, wie die fraglos unabdingbaren langfristigen
Strukturreformen, mit denen der Schuldenmacherei ein Riegel
vorgeschoben werden muss. Dessen ungeachtet aber muss sich der
US-Ratingriese schon fragen lassen, weshalb er bei der Beurteilung
der öffentlichen Verschuldung in der Eurozone beziehungsweise in den
USA, in Japan oder Großbritannien zweierlei Maßstäbe anlegt. Denn da
drängt sich der Verdacht auf, dass der Euro im Kern geschwächt werden
soll, der drauf und dran ist, dem Dollar als Weltreservewährung
Paroli zu bieten.

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