Wieder einmal foppt Wladimir Putin die Welt.
Vorgestern schlug er den prorussischen Rebellen in Donezk und Lugansk
vor, ihr Referendum über eine Abtrennung von der Ukraine zu
verschieben. Gestern lehnten sie ab, höflich aber bestimmt. Die
Öffentlichkeit staunt, aber in dieses Staunen mischt sich das
Gelächter aus Russland und aus der Ukraine. Dort hat man sich – im
Gegensatz zum Westen – längst daran gewöhnt, dass man Putin
keineswegs immer wörtlich nehmen sollte: Hat er doch seinerzeit auch
versichert, Russland denke nicht daran, die Krim zu annektieren, dort
seien keine russischen Soldaten aktiv, Russland habe keinerlei
Einflussmöglichkeiten auf die ostukrainischen Separatisten. . . Und
ein Narr, wer denkt, Putin habe den Aufruf an seine ostukrainischen
Fans wirklich ernst gemeint. Klar, es wäre unhöflich, Russlands
starken Mann deshalb als notorischen Lügner zu bezeichnen, er ist
Politiker. Und Politiker lügen bekanntlich, nicht nur in Russland.
Was aber Putins Äußerungen zur Ukraine angeht, sagt er doch wirklich
oft genug das, was er denkt und fühlt. Etwa, dass sich in Kiew eine
Bande illegitimer Usurpatoren an die Macht geputscht habe. Seine
Politik gegenüber dieser Bande und ihrem Land ist entsprechend
unfreundlich. Außerdem ist sie konsequent und auf weitreichende
Folgen angelegt. Putin will keine Entspannung. Wenn Putin oder sein
Gefolge plötzlich von dieser Linie abweichen, mit Dialogapellen oder
flotter Unterschrift unter einen Vermittlungsvorschlag, darf man
getrost zweifeln. Denn guter Wille ist etwas, was Putin in Hinsicht
auf die Ukraine zur Zeit nur vortäuschen kann.
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