Für den nicht involvierten Betrachter bot sich
dieser Tage ein außergewöhnliches Schauspiel auf der Bühne des
Spitzenmanagements von Deutschlands größtem Konzern VW. Der
überraschende Bruch von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mit seinem
einstigen Protegé und Vorstandschef Martin Winterkorn endete in einem
Showdown im Aufsichtsrat. Zwar verlor Piëch, der am Freitag 78 Jahre
alt wurde, die Machtprobe mit dem 67-jährigen „Wiko“, wie Winterkorn
im Konzern intern genannt wird, deutlich, zurück bleiben aber wohl
zwei angezählte Kämpfer.
Der eine – Piëch – musste erleben, dass er nicht mehr so
selbstverständlich wie einst schalten und walten kann wie er will.
Der andere – Winterkorn – aber ist nicht mehr der uneingeschränkte
Lenker an der Spitze, denn dass ihm vor allem das Arbeitnehmerlager
mit seiner klaren Positionierung für „Wiko“ – vom mächtigen
Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh bis zu Berthold Huber von der
IG Metall – Entsatz geboten hat, wird nicht vergessen bleiben.
Winterkorn steht jetzt bei den Arbeitnehmern in der Schuld. Die wird
eines Tages eingelöst werden müssen.
Also nur ein Scheinsieg für den Vorstandschef? Branchenexperte
Ferdinand Dudenhöffer glaubt, die „Schlacht sei noch lange nicht
geschlagen“. Piëch hat nur ein Scharmützel nach Punkten verloren.
Erreicht hat er damit aber möglicherweise ein ganz anderes Ziel,
nämlich dass die Ambition Winterkorns, ihn 2017 im Amt des
Aufsichtsratschefs zu beerben, erst einmal beerdigt werden muss. Der
alte Fuchs Piëch jedenfalls bleibt zunächst in Deckung.
Winterkorns Seele dürfte sich trotzdem gestreichelt fühlen, wurde
ihm doch bescheinigt, er sei der „bestmögliche Vorsitzende des
Vorstands“. Trotz seiner eher ernüchternden Zahlen bei der Kernmarke
VW und im nicht unbedeutenden US-Markt. Er wird jetzt allerdings
liefern müssen.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de