Seien wir einmal ehrlich: Spioniert wird schon
immer. Schon Herodot berichtete vor 2500 Jahren vom Mederkönig
Deiokes, der sich überall Späher und Horcher hielt. Macht und Wissen
gehören zusammen. Je mehr ein Machthaber weiß, desto umfangreicher
kann er seinen Einflussbereich ausdehnen. Oder ihn auch krampfhaft
versuchen zu halten.
Nun haben die Schlapphüte der NSA Angela Merkel ins Schleppnetz
genommen. Nicht nur, weil die USA es mit ihrer Technologie kann.
Nein, auch weil sie Angst haben. Angst vor einem Machtverlust. 2002
waren stürmische Zeiten. Diplomatische Krisen taten sich auf,
Deutschland stemmte sich unter Kanzler Schröder gegen einen Einsatz
im Irak. Durch Horchposten kann man die politische Richtung eines
anderen Regierungschefs schon früher in Erfahrung bringen – und
versuchen, geschickt und diplomatisch eine andere Lösung zu finden.
In der Theorie sollte das die Kanzlerin vorher gewusst haben. Der
Aufschrei ist nun auch deshalb so groß, weil man sich unter
Verbündeten eigentlich vertrauen sollte. Dass die USA dies nicht mehr
tun, ist eine politische Bankrotterklärung.
Angela Merkel wurde mit der Aufdeckung der Abhöraffäre zum ersten
namentlich bekannten Opfer in Deutschland. Sie kann nun das Netz
der Schlepper durchschneiden. Als erstes steht dabei auf der Liste,
sich ein Mobiltelefon zu besorgen, das mit verschlüsselter
Technologie funktioniert. Sie muss nun aber auch alles dafür tun,
dass die deutsche Wirtschaft und die Bürger geschützt sind. Man
sollte es jedem Schnüffler – sei es aus den USA oder aus einem
anderen Land – schwerer machen, an Informationen zu gelangen.
Aufhalten kann man das Ausspähen wohl nie.
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