Thüringische Landeszeitung: Angst vor dem Nachbarn / Kommentar von Axel Zacharias zu den Ergebnissen der „Wahl“ im Donbass

Es war ein Urnengang unter vorgehaltener Waffe –
mithin also weder frei noch fair. Die Bürger der Ostukraine hatten
eigentlich gar keine Wahl, denn die Abstimmung fand auf ukrainischem
Territorium statt und widersprach den Gesetzen dieses Landes.

Wer im UN-Sicherheitsrat jahrzehntelang die Unverletzlichkeit des
Territoriums von Nationalstaaten einfordert, wenn dies – mitunter
durchaus berechtigterweise – andere Staaten wie die USA betrifft, der
muss sich auch daran halten, wenn es ihm nicht passt. Moskau aber
ignoriert dies seit geraumer Zeit. Das war schon bei der Krim so,
dies ist jetzt so, und es steht zu befürchten, dass es so bleibt,
weil die ostukrainischen Separatisten auch ein Auge auf weitere
Territorien geworfen haben. Aber mit einem schwachen Land, dessen
Regierung man gern immer mal wieder als faschistisch denunziert, kann
man es ja derart bunt treiben. Schließlich ist Verlass darauf, dass
die Nato die militärische Karte nicht wirklich ziehen wird. Der
Aggressor kann also sein übles Spiel munter weiter treiben.

Man muss mit den Regierungen in Warschau und denen der baltischen
Staaten nicht immer einer Meinung sein, aber dass sie ihren Nachbarn
gut kennen, steht außer Zweifel. Und dass sie Angst vor dessen
großrussischen Träumen haben, ebenfalls.

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