Thüringische Landeszeitung: DDR bleibt ein Teil des Lebens / Kommentar von Sascha Richter zur Studie „Sind wir ein Volk?“ 25 Jahre nach der Einheit

Ein vereintes Deutschland, das auf den Prinzipien
von Freiheit und Menschenwürde fußt, braucht zwei Dinge nicht:
Ostdeutsche, die der DDR hinterhertrauern und sie als besseren der
beiden Staaten glorifizieren. Und es braucht keine Westdeutschen, die
die Leistungen der ehemaligen DDR-Bürger aberkennen und die
Wiedervereinigung als Verlust ansehen. In dieser Hinsicht sind die
Ergebnisse der jüngsten Ost-West-Studie ein erfreuliches Zeichen.
Unterschiede zwischen Ost und West schwinden, und gängige Vorurteile
werden entkräftet. Ausländerfeindlichkeit etwa – so zeigt die Studie
– ist kein rein ostdeutsches Problem.

Dennoch zeigt die Studie auch, dass Deutschland 25 Jahre
„danach“ (noch) nicht eins ist. Niedrigere Löhne oder die geringere
Wirtschaftskraft im Osten sind nur die eine Seite. Mehr als die
Hälfte aller ehemaligen DDR-Bürger hadern mit dem Begriff
Unrechtsstaat oder erkennen die BRD nicht als ihre politische Heimat
an. Das ist verständlich. Die Menschen im Osten haben einzigartige
Erfahrungen gemacht; und viele sind in Sorge, dass ihnen ihre
Leistungen aberkannt werden. Die DDR war ein Teil ihres Lebens. Das
den Menschen jemals abzusprechen, wäre fatal.

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