Von Europa-Begeisterung sind die Deutschen
meilenweit entfernt. Sie genießen die Reisefreiheit ohne lästige
Grenzkontrollen und das gemeinsame Geld – aber ansonsten ist eher
Euro-Frust statt Euro-Lust angesagt. Die noch nicht ausgestandene
Euro-Krise, die Milliarden-Lasten, die Deutschland dabei zu
schultern hat, hat die Menschen ernüchtert.
Angela Merkel hat Deutschland bislang zwar gut durch die Krise
gesteuert, aber ein Rezept gegen die wachsende Enttäuschung über
Europa hat sie auch noch nicht gefunden. Und auch das
Europa-Programm, das die CDU jetzt in Erfurt auf den Weg bringt,
bleibt eher vage, statt konkret zu sagen, wo es künftig lang geht.
Die CDU tut gut daran, sich den realistischen Blick auf die
euro-kritische Stimmungslage in der Bevölkerung zu bewahren. Mit
Sorge sehen die Unions-Politiker, dass die AfD mittlerweile
bundesweit nach der jüngsten ARD-Umfrage auf sechs Prozent bei den
Europawahlen käme.
Hier sammeln sich die von Europa Enttäuschten, diejenigen, die die
Sorge umtreibt, dass auch Deutschland irgendwann in den Sog der Krise
geraten könnte. Es sind die Wähler, die von den Europa-Bekenntnissen
der Vergangenheit nicht mehr viel halten, die konkrete Antworten auf
ihre kritischen Fragen erwarten. Und genau diese konkreten Antworten
sind die Politiker in der Vergangenheit oft schuldig geblieben.
Die CDU, aber auch die anderen Parteien, die für Europa streiten,
müssen jetzt hinsehen, nicht wegschauen. Sie müssen sich von der
europaseligen Rhetorik der Vergangenheit verabschieden, Probleme beim
Namen nennen. Realismus ist gefragt, sonst wird der Euro-Frust
wachsen.
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