Und wieder eine Studie, die dem Osten ein
schlechtes Zeugnis ausstellt. Wieder ein Rating, das nur zeigt, dass
die neuen Bundesländer nicht genügen und selbst dort unzulänglich
sind, wo sie bisher zu punkten glaubten. Wer annahm, dass die
Betreuung von Kindern unter sechs Jahren nun wirklich etwas ist, was
der Osten dem Westen voraus hatte – und zwar an Umfang, Vielfalt und
Fundiertheit -, den belehrt der Ländervergleich der
Bertelsmann-Stiftung eines Besseren. Die Qualität der Kitas leide
darunter, dass der Betreuungsschlüssel längst nicht so gut sei wie im
Westen, heißt es da. Thüringen schneidet genauso schlecht ab wie im
Frühjahr, als eine andere Studie den Bewohnern des Freistaats
mangelnden sozialen Zusammenhalt und politisches Desinteresse
attestierte.
Nun ist es gar keine Frage, dass es für die Betreuung der
Kleinsten im Grunde gar nicht genug qualifiziertes Personal geben
kann. Doch genau darauf liegt die Betonung: auf Qualifikation, auf
Qualität. Die Tatsache, dass im Westen im Schnitt 3,8 Kinder auf
einen Erzieher kommen, im Osten aber 5,4 Kinder, sagt doch noch
überhaupt nichts über die Art und Weise der Betreuung aus. Erzieher
hierzulande sind durch die Bank gut ausgebildete Pädagogen, die sich
nicht mal eben im Schnellverfahren für den höchst
verantwortungsvollen Job fit gemacht haben. Ob das auch im Westen
überall so ist, wo gerade im Vorjahr in Hauruck-Aktionen Kindergärten
aus dem Boden gestampft wurden, nur um dem gesetzlichen
Rechtsanspruch auf Kitaplätze für die Einjährigen Genüge zu tun?
Zweifel sind wohl angebracht.
Die Frage ist, wie man jetzt mit der Studie umgeht. Wenn sie dazu
dient, die Bedeutung einer profunden Ausbildung von Erziehern zu
untermauern und dafür mehr Geld vom Bund einzufordern, dann können
wir Thüringer gern über die Negativbewertung hinwegsehen.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de
Weitere Informationen unter:
http://