Es herrscht Empörung. Der bayrische Innenminister
Joachim Herrmann hat „Neger“ gesagt.
Doch eigentlich sollte der „Themenabend Flüchtlinge“ der ARD etwas
ganz anderes bewirken. Er sollte Verständnis für die Situation der
Flüchtlinge schaffen und die Probleme aufzeigen, die wir in
Deutschland mit der Aufgabe haben. Ein Problem ist das offene
Ressentiment vieler Bürger.
„Die Neger, ich sage Neger, das ist bayrisch ausgedrückt, die
können wir nicht brauchen…“, sagt ein Mann in einer Kneipe, als er
zu Flüchtlingen befragt wird. Herrmann entgegnet dem Mann in der
Sendung „Hart aber fair“: „Roberto Blanco war immer ein wunderbarer
Neger, der den deutschen Weißen wunderbar gefallen hat.“
Er sollte dem Rassisten widersprechen und wählte die denkbar
ungünstigsten Worte. Doch der Rassist ist der Mann in der Kneipe und
nicht der bayrische Innenminister. Herrmann ist auch der Arroganz
Teilen seiner Landsleute erlegen und dafür muss er sich, als einer
der obersten Landespolitiker, verantworten.
Für unsere Gesellschaft ist es selbstverständlich, nicht mehr den
Begriff „Neger“ zu gebrauchen. Er steht für die anhaltende
Diskriminierung von Menschen. Aus Respekt vor dem Leid, das so viele
erfahren haben, ändern wir unsere Sprache. Vielen Bayern an den
St(r)ammtischen ist ihre diskriminierende Sprachkultur wichtiger.
Das Ressentiment vieler Mitbürger gegen Menschen, denen so viel
Horror widerfahren ist, erscheint mir als blanker Ausdruck der
Menschenfeindlichkeit. Mich erschüttert zutiefst, dass so viele
Menschen so wenig Empathie empfinden.
Unsere Politiker müssen wachsam sein und den Hetzern
widersprechen. Herrmann hat als solcher versagt. Oder aber er wurde
als Bock zum Gärtner gemacht. Dann sollte er hüpfen, hinaus in die
Alpen. Als Politiker ist es wichtiger denn je, mit Besonnenheit zu
agieren.
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