Thüringische Landeszeitung: Die Intifada ist zurück – Nahost droht jetzt ein Religionskrieg / Leitartikel von Axel Zacharias zu den Terroranschlägen auf Besucher einer Synagoge in Jerusalem

Mäßigung und Vernunft sind Fremdworte, wenn in
einem ungelösten Konflikt Radikale am Werk sind. In Nahost ist dies
seit langem so. Ein friedliches Zusammenleben von Israelis und
Palästinensern hat derzeit deshalb bestenfalls die Qualität eines
frommen Wunsches.

Es wird nichts helfen, mit dem Finger immer auf die jeweils andere
Seite zu zeigen und mit Schuldzuweisungen um sich zu werfen. Beide
Seiten haben erheblichen Anteil an der Eskalation im heiligen Lande.
Die einen graben Schmuggeltunnel für Waffen und Terror, säen bereits
bei den Schulkindern den Hass auf Israel. Die anderen forcieren den
Siedlungsbau auf dem Territorium des anderen, errichten Mauern und
reagieren nach dem biblischen Spruch „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ mit
übertriebener Härte auf jede Provokation. Das Ergebnis ist bekannt:
abgebrochene Friedensgespräche, Terror, Gewalt. Zuvor gemäßigte
Zivilisten radikalisieren sich, die Positionen sind verhärtet. So
wird es nichts werden. Erst muss der Hass aus den Köpfen heraus –
eine Generationenaufgabe. Nur mit zählbaren Fortschritten auch im
sozialen Gefüge des jüdischen Staates kann Vertrauen entstehen. Die
perfide Logik der Gewalt muss gestoppt werden. Ein Terrorakt wie der
aktuelle Synagogen-Anschlag spielt wieder nur den Radikalen und
Falken in die Hände. Nichts ist der jeweiligen Gegenseite mehr
heilig. Jetzt droht ein als Religionskrieg getarnter Konflikt. Und
die Hamas fordert weitere Anschläge.

Bisher ist noch jeder ausländische Politiker daran gescheitert,
auf Dauer eine Entwicklung zum Besseren einzuleiten. Die Liste ist so
prominent wie beeindruckend.

Der Strohhalm für der Gewalt Überdrüssige ist die
Zweistaatenlösung, die einen Palästinenserstaat neben Israel
vorsieht. Aber ihn gegen Tel Aviv durchzusetzen, dürfte kaum
gelingen. Auch dass Mahmud Abbas den Terroranschlag in Jerusalem
verurteilt hat, ist lediglich Kosmetik. Die Intifada ist zurück.

Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de