Und wieder wird gestritten in Brüssel. Die einen
loben Deutschland für sein Handeln in der Flüchtlingskrise, andere
hadern mit Berlin wegen einer angeblichen Einladung an die
Asylsuchenden. Die erstaunlich gut organisierten Routen über den
Balkan funktionieren wie ein Selbstläufer und ziehen Tausende und
Abertausende an, darunter beileibe nicht nur Familien, die vor Krieg
und Mord flüchten. Die Lage ist vertrackt, weil eine Lösung nicht in
Sicht ist und von einer europäischen Solidarität nicht mal im Ansatz
die Rede sein kann.
Daran ist Deutschland nicht ganz unschuldig, denn als Italien und
Griechenland noch vor einigen Monaten die Solidarität der nördlichen
Staaten benötigt hatten, war man auch in Berlin ganz froh, dass wir
damit kaum behelligt wurden. Erst als die Asylsuchenden zuhauf zu uns
kamen, entdeckten wir den Wert von Solidarität.
Und solange unsere Politik nicht dem Anschein entgegentritt, wir
seien in der Lage, täglich Tausende Asylsuchende aufzunehmen, solange
wird der Status quo bestehen bleiben. Das Bild vom freundlichen
Deutschland ist zwar schön, aber es ist am Ende nicht hilfreich.
Angesichts dessen bleibt ein EU-Krisengipfel wie der von gestern
ein Muster ohne Wert. Damit kann man vielleicht den Anschein
erwecken, es bewege sich etwas. In Wahrheit geschieht so gut wie
nichts. So ist auch die Warnung von Sloweniens Regierungschef Miro
Cerar in Brüssel vor einem Ende der EU, wenn Europa die Krise nicht
in den Griff bekomme, kein leeres Getöse. Der Mann hat recht, wenn er
feststellt, Europa stehe auf dem Spiel. Die Not ist groß in solchen
Staaten wie Slowenien. Und selbst im liberalen Schweden brennen schon
Asylunterkünfte!
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