Stellen Sie sich das einmal vor: Ein Fremder dringt
in Ihre Wohnung ein, kopiert sämtliche Unterlagen, installiert in
jedem Zimmer Kameras und fertigt sich noch einen Zweitschlüssel an,
damit er immer wiederkommen kann. Was tun Sie? Natürlich jeden
Quadratmeter auf Wanzen durchsuchen, das alte Schloss durch ein
besseres ersetzen und es Eindringlingen zukünftig deutlich schwerer
machen.
Genau das sollte jetzt auch im Deutschen Bundestag geschehen. Zwar
drangen keine Einbrecher in die Büros ein. Wohl aber Hacker in das
Computer-System des Parlaments. Wer dahintersteckt und wie groß der
angerichtete Schaden ist, bleibt vorerst unklar. Es verdichten sich
jedoch die Hinweise, dass der Angriff seinen Ursprung in Russland hat
und dass Hacker in den innersten Kern der IT-Infrastruktur
eingedrungen sind. Persönliche Unterlagen, Passwörter und geheime
Dokumente der Abgeordneten könnten in die Hände von Kriminellen
gefallen sein – oder in die eines anderen Geheimdienstes. Schon jetzt
ist vom größten Cyberangriff in der Geschichte des Bundes die Rede.
Dabei schien ein Angriff in dieser Dimension nur eine Frage der
Zeit zu sein. Seit Jahren steigt die Zahl der Übergriffe auf fremde
Computersysteme. Einige Experten sehen schon ganze Cyberkriege auf
uns zukommen – eine ganz neue Form der Kriegsführung. Staaten bleibt
also gar nichts anderes übrig, demnächst noch mehr Geld in Personal
und Technik zu investieren, um das Wettrüsten gegen die digitalen
Angreifer zu gewinnen. Denn genau das ist es: ein Wettrüsten. Hacker
und Geheimdienste werden immer neue Möglichkeiten finden, in fremde
Computersysteme einzudringen. Deutschland scheint dafür momentan
nicht gerüstet zu sein, wie die Cyberattacken auf den Bundestag
gezeigt haben.
Die gegenwärtige IT-Sicherheit ist überholt. Schlimmer noch: Die
Haustür steht sperrangelweit offen.
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