Thüringische Landeszeitung: Ein langer Weg / Kommentar von Axel Zacharias zur Entwicklung in der Ukraine

Endlich gibt es mit der Waffen-Abzugsvereinbarung
an der ukrainischen Waffenstillstandszone einige zaghafte
Entspannungszeichen, nachdem die Separatisten mit der Einnahme von
Debalzewo signalisiert hatten, dass sie sich an das Minsk-II-Abkommen
nur dann halten, wenn es ihnen strategisch passt. Es bleibt
allerdings abzuwarten, in welchem Maße der Abzug schwerer Waffen nun
auch realisiert wird – von beiden Seiten.

Leider wurde die erfreuliche Entwicklung von dem blutigen
Terroranschlag von Charkow überschattet. Man kann zwar Gefangene
austauschen und Waffen abziehen, der Hass nach der russischen
Aggression benötigt jedoch möglicherweise Generationen, bis er sich
legt. Das war nicht so sehr bei den Maidan-Gedenkfeiern in Kiew zu
besichtigen, dafür aber in Moskau, wo die Nationalisten bei ihrem
womöglich bezahlten Aufmarsch keinen Zweifel daran ließen, in welche
Richtung es unter dem einstigen Tschekisten Wladimir Putin geht –
infiltrieren, zersetzen, zerstören.

Wichtiger aber als alte Wunden zu lecken ist es jetzt, in der
Rest-Ukraine Reformen zu beginnen, die Korruption und Bürokratie zu
bekämpfen, bürgerliche Freiheiten zu ermöglichen, die Wirtschaft
allmählich aufzubauen, das soziale Netz zu stärken – kurz: eine
attraktive Demokratie aufzubauen. Das wird ein ganz langer und vor
allem auch sehr teurer Weg werden.

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